Im AV-Markt ist in den letzten Jahren eine deutliche Veränderung zu beobachten: Immer mehr Hersteller stellen ihr Vertriebsmodell um. Neben dem klassischen Fachhandel setzen sie zunehmend auf Direktvertrieb, beteiligen sich an Systemhäusern oder übernehmen diese sogar.
Was auf den ersten Blick wie ein logischer Wachstumsschritt wirkt, birgt erhebliche Risiken – nicht nur für den Fachhandel, sondern auch für gewerbliche Endkunden aus Industrie, Bildungssektor, öffentlichen Einrichtungen und weiteren Bereichen.
Risiken für den AV-Fachhandel
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Direkter Wettbewerb mit Herstellern
Wenn Hersteller selbst aktiv Schulen, Behörden oder Unternehmen ansprechen, geraten Fachhändler in Konkurrenz mit ihrem eigenen Lieferanten. -
Daten als neue Währung
Immer öfter werden Montage- und Serviceleistungen angeboten – nicht primär, um den Fachhandel zu entlasten, sondern um Zugang zu Endkunden-Kontaktdaten zu erhalten. -
Fehlende Transparenz
Für Fachhändler ist oft nicht nachvollziehbar, welche Projekte vom Hersteller selbst bearbeitet und welche tatsächlich über Partner abgewickelt werden. -
Datenschutz & Rechtssicherheit
Die Weitergabe von Endkundendaten wirft nicht nur wettbewerbliche, sondern auch rechtliche Fragen auf. In Europa gelten mit der DSGVO (Datenschutz-Grundverordnung) und international mit dem GDPR (General Data Protection Regulation) klare Regeln.
Risiken für den Endkunden
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Verlust unabhängiger Beratung
Hersteller wollen naturgemäß ihre eigenen Lösungen platzieren – objektive, neutrale Beratung entfällt. -
Einsatz von Subunternehmern aus dem Ausland
Um Kosten zu senken, werden häufig Selbstständige aus europäischen oder außereuropäischen Ländern eingesetzt.- Vorteil: kurzfristig niedrigere Preise.
- Nachteil: Sprachliche Hürden, Qualitätsprobleme und abweichende Standards im Vergleich zu deutschen Vorgaben.
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Umgehung deutscher Arbeitsstandards
- Deutsche Angestellte müssen nach Mindestlohn, Arbeitszeitgesetz, Urlaubsgesetz und Sozialversicherung bezahlt werden.
- Arbeitgeber tragen zusätzlich rund 20 % Lohnnebenkosten, müssen Urlaubsansprüche erfüllen und Rücklagen für Krankheitsfälle einplanen.
- Ein selbstständiger Monteur aus dem Ausland kann hingegen für 150 € pro Tag (effektiv 12,50 €/h bei 12-Stunden-Tagen) arbeiten – ohne Mindestlohn, ohne Urlaubsanspruch, ohne Absicherung.
- Für den Auftraggeber scheint dies attraktiv, tatsächlich handelt es sich jedoch um eine Wettbewerbsverzerrung, die zulasten des deutschen Mittelstands geht.
Warum Organisation notwendig ist
Gerade im AV-Markt in Deutschland und Österreich, wo Fachhändler traditionell eine zentrale Rolle in Beratung, Integration und Service spielen, ist diese Entwicklung brandgefährlich.
- Der kleine Mittelstand war seit Gründung der Bundesrepublik das Rückgrat unserer Wirtschaft und hat maßgeblich zur positiven Entwicklung beigetragen.
- Wenn Löhne und Standards durch solche Konstruktionen umgangen werden, verliert der Mittelstand seine Grundlage.
Die Rolle der TEC eG
Die TEC eG versteht sich als Interessenvertreter des AV-Fachhandels und macht sich stark dafür, dass:
- Wettbewerbsverzerrungen aufgedeckt und offen angesprochen werden,
- Politik und Öffentlichkeit auf diese Probleme aufmerksam gemacht werden,
- Qualitätsstandards eingeführt und gesichert werden,
- ausländische Unternehmen in Deutschland zu denselben Konditionen arbeiten wie deutsche Angestellte,
- ein fairer, transparenter und offener Umgang geschaffen wird – national wie europäisch.
Wir wollen keine Dumpingpreise, die kurzfristig locken, aber langfristig zu Qualitätsmängeln, Rechtsverstößen und Vertrauensverlust führen. Wir wollen faire Arbeit zu fairen Bedingungen – für alle.
Fazit
Die aktuellen Marktveränderungen zeigen: Der AV-Fachhandel und die Endkunden brauchen eine starke, gemeinsame Stimme. Die TEC eG ist bereit, diese Rolle einzunehmen – für Fairness, Transparenz, Qualität und nachhaltigen Wettbewerb.